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Zum letzten Mal: Edward Albees Ehedrama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ am 1. Dezember

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Meiningen. Peter Bernhardts Inszenierung von Edward Albees Bühnenklassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ verabschiedet sich vom Meininger Publikum. Die Derniere findet am Freitag, dem 1. Dezember um 20.00 Uhr in den Kammerspielen statt, informiert das Meininger Staatstheater in einer Mitteilung. Es spielen Ulrike Walther, Carla Witte, Hans-Joachim Rodewald und Yannick Fischer. Karten sind an der Theaterkasse vor Ort, unter 03693/451-222 und 451-137 sowie www.meininger-staatstheater.de erhältlich.

Martha und George, seit über 20 Jahren miteinander verheiratet, kehren mitten in der Nacht von einer Hochschulfeier zurück, auf der sie ein junges Paar kennengelernt haben, das Martha zur „Afterparty“ eingeladen hat. Das Wohnzimmer wird zur Kampfarena, in der Martha und George vor Publikum ihren Ehekrieg austragen. Statt Liebe scheinen sie nur mehr abgrundtiefen Hass füreinander zu empfinden. Im Laufe der Nacht, in der der Alkohol in Massen fließt und man „Gesellschaftsspielchen“ spielt, werden die tiefsten Geheimnisse aller Beteiligten und die Abgründe ihrer Beziehungen schonungslos ans Licht gezerrt.

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Pressestimmen:

„Zu besichtigen ist ein furioses, präzises, auch ideenreiches Spiel mit Lebenslügen; jahrelang mit Mühe aufrechterhalten, fallen sie binnen Stunden zusammen.“ (THÜRINGER ALLGEMEINE/MICHAEL HELBING)

„Nichts als Leere, nichts als Lügen – und vielleicht eine Hoffnung. So jedenfalls erzählt Peter Bernhardt ‚Wer hat Angst vor Virginia Woolf?’ in Meiningen. Ein Schau-Kampf, ein Schau-Spiel, das Publikum benötigt – und Schau-Spieler. Die haben sie.“ (FREIES WORT/HENRYK GOLDBERG)

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Fragen an Regisseur Peter Bernhardt:

Was hat es mit der Anspielung auf die Autorin Virginia Woolf im Titel auf sich?

Das Stück war eigentlich schon fast fertig, es sollte „The Exorcism” heißen. Eines Tags fand Edward Albee auf dem Toilettenspiegel einer Kneipe den Spruch geschrieben: „Who’s afraid of Virginia Woolf?” Er war begeistert und wählte ihn als Titel für das Stück.

Virginia Woolf, die englische Autorin aus der viktorianischen Zeit, ist eine der ersten Frauen, die sehr entschieden für ihre – auch schriftstellerischen – Rechte gekämpft hat. Dass eine Frau in der Lage ist, zu schreiben, versteht sich, aber dass es auch so anerkannt wird von der von Männern bestimmten literarischen Welt, das war nicht selbstverständlich und das hat sie sich erkämpft. Sie war Vorkämpferin für den Feminismus, sie war lesbisch und das war zur damaligen Zeit viel komplizierter als es heute immer noch ist. Sie hat es immer beschrieben und durch ihr persönliches Leben bestätigt, dass die Verwirklichung ihrer Ideale als Mensch und als Frau andere sind, als jene von der männlichen Welt bestimmten und erforderten.

Gescheitert ist sie, weil das gar nicht möglich war zu jener Zeit. Sie hat sich das Leben genommen.

Gibt es eine Parallele zu Figuren im Stück?

George hat humanistische Ideale und ganz andere als die vom Kapitalismus bestimmten Werte. Durch die schrecklichen Erlebnisse in seiner Kindheit und Jugend lernte er die Sehnsucht nach Liebe, lernte er, dass es nicht um Haben und Besitzen geht im Leben. Er hat überhaupt kein Interesse an diesen mit dem amerikanischen Traum verbundenen Sehnsüchten wie wirtschaftlicher Erfolg, materielles Vorankommen, Karrieremachen. Deswegen sieht Martha in ihrem Mann einen Versager. Sie ist das genaue Gegenteil. Martha hat Angst vor Virginia Woolf. Das heißt, sie hat Angst vor der Freiheit, sie hat Angst vor einem individualistischen, vom Humanismus bestimmten Leben, vor der Selbstbestimmung. Albee fragt, warum sind die Menschen so, warum ist da eine Sehnsucht nach Materiellem? Weil viele schon als Kind keine Liebe erfahren haben.

Neben Martha gibt es in dem Stück noch eine weitere Frauenfigur …

Honey! Sie wird oft nicht richtig ernst genommen. Das finde ich schade und auch falsch, denn sie ist ebenso eine gequälte Kreatur. Ihr Vater, der Wanderprediger war und nur scharf auf das Geld der Leute, hat ihr überhaupt keine Liebe gegeben, genauso wenig wie Martha Liebe von ihrem Vater erfahren hat. Honey hatte Sehnsucht nach einem Mann, der ihr etwas gibt. Sie wurde scheinschwanger, weil sie dachte, dass Nick derjenige ist. Aber das war natürlich ein Irrtum.

Auf Marthas und Georges „Party“ ist Honey völlig hilflos und alleingelassen vom Mann und von den Menschen, denen sie dort begegnet, die ihre eigenen Kriege führen. Sie wird von allen gemobbt. Dabei verhält sie sich sehr tapfer, sie säuft zwar, um sich zu schützen, aber sie lehnt sich auch auf. Sie spürt, der einzige, der eine seelische Kraft hat, ist George, weswegen sie immer versucht, sich an ihn anzulehnen. Das klappt natürlich nicht ganz, weil jener andere Dinge zu bewältigen hat. Aber sie wird nicht als angepasst geschildert, wie Martha und Nick, sondern als unangepasst, kann nur nicht damit umgehen. Und das macht sie für mich rührend und tapfer.

Trägt das Stück auch Hoffnung in sich?

Unbedingt. George und Martha haben sich eine Lebenslüge geschaffen, um überhaupt wenigstens eine Gemeinsamkeit in ihrem Leben zu haben; eine Gemeinsamkeit, an die beide glauben, solange kein Mensch etwas davon erfährt. Ihr imaginäres Kind. Doch Martha gibt das Geheimnis preis. „Dann geht das nicht mehr, dann müssen wir diese Lüge auch noch zerstören“, sagt George. Und das macht er mit aller Brutalität, durch den Exorzismus im 3. Akt. Damit, könnte man sagen, ist auch das letzte Stück Gemeinsamkeit weg und jetzt gibt es überhaupt keine Hoffnung mehr. Das finde ich eben nicht. Alles, was an diesem Abend erlebt wurde an Zerstörung, an schrecklichem, lustvollem Wehtun, an schrecklichen Qualen, alles ist zu Ende und auch die letzte Bastion ist zerstört. Da gibt es entweder gar nichts mehr oder was Neues. Und ich glaube, die Möglichkeit zu etwas Neuem, zu einem authentischen und autonomen Miteinander, ist jetzt da. Die Liebe könnte jetzt endlich losgehen. Und wenn das nach 25, 30 Jahren erst der Fall ist, das ist doch wunderbar. Vielleicht haben auch die beiden anderen etwas mitbekommen davon, nachdem die ja auch all diese Schlachten miterlebt haben, auch da könnte sich etwas verändert haben.

Foto: Marie Liebig

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