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Da Vinci-Code im Wald?

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Striche, Punkte, Ringe oder Buchstaben an Baumstämmen sind kein Sakrileg-Code, sondern ein recht praktischer Kürzeltext unter Grünröcken, den jeder verstehen kann

Erfurt (hs). Wer aufmerksam durch Thüringens Wälder geht, kennt die vielfältigen farbigen Markierungen, die sich auf Baumstämmen befinden. Diese auf den ersten Blick kryptischen Zeichen sind kein forstlicher Geheimcode, im Gegenteil:   Die mehr oder wenig diskreten Farbmarkierungen lassen sich auch von Laien leicht lesen. Zumindest wenn man die grundlegenden betrieblichen Prozesse einer nachhaltigen und naturnahen Forstwirtschaft kennt. Wer den “Da Vinci-Code“ der Förster zu lesen weiß, dem erschließen sich auch als Nichtförster interessante Details und vielleicht sogar neue Aspekte, die die ganzheitliche Sichtweise der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes verbessern helfen. Denn eines ist klar: Jeder von uns nutzt tagtäglich und mehrfach die hölzernen Segnungen des Ökosystems Wald, ob als Tageszeitung, Papiertaschentuch oder gar Holzhaus. Was die Zeichen an den Bäumen im Einzelnen bedeuten:

Grüne oder weiße Punkte für den Klassenbesten

Wenn ein Baum in den Augen eines Försters besonders wertvoll ist, dann markiert er den Stamm mit einem grünen oder weißen Farbring oder Punkt. Diesen Prozess nennt man Auslese. Eine vitale Krone und ein langer gerader gewachsener Stamm ohne Schadmerkmale kennzeichnen solche „Zukunftsbäume“. Diese Bäume sind das Kapital des Waldbesitzers bzw. des Försters und sollen in den nächsten Jahrzehnten gezielt „Speck ansetzen“ – dick werden. Damit dies geschieht, wird der Baum individuell gefördert. Um das Licht und um Nährstoffe konkurrierende Nachbarbäume müssen dem Klassenbesten weichen.

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Bedränger werden rot markiert

Konkurrierende Nachbarbäume, auch Bedränger genannt, werden mit einem roten Diagonalstrich oder auch Punkt gekennzeichnet. Dies signalisiert dem Waldarbeiter, dass dieser Baum gefällt werden muss, ohne den Zukunftsbaum zu beschädigen. Dieser Vorgang wird als Durchforstung bezeichnet. Aber auch Bäume, die ihr Erntealter erreicht haben, werden so markiert. Sie müssen nicht wegen eines Zukunftsbaumes weichen, sondern um der nachwachsenden und nach Licht gierenden jungen Baumgeneration Platz zu machen.

Straßenschilder auch im Wald

Einfach mit Forstmaschinen quer durch den Wald fahren und Bäume umsägen, geht nicht. Um ein Großteil des empfindlichen Waldbodens nicht befahren zu müssen, hat der Förster ein ausgeklügeltes Rückegassensystem im Wald angelegt. Nur auf diesen Gassen -und nur dort!- dürfen die Holzerntemaschinen fahren. Hier liegt auch oft eine dicke Reisigmatte, damit die Maschinen gleichsam auf einem Teppich fahren und den Boden möglichst gering verdichten. Damit der Maschinenführer die Gassen erkennt, sind diese mit einem weißen Querstrich markiert.

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Ein großes H – ökologisch besonders wertvoll

Da Bäume im Wald nicht nur Holzlieferant, sondern auch Lebensraum sind, gibt es auch ein extra Symbol. Diese Habitatbäume haben Pilzkonsolen, Höhlen oder Horste, die z. B. von Eulen, Spechten, Hohltauben oder Schwarzstörchen als Lebensstätte genutzt werden. Auch Baumveteranen, die besonders vielen Insekten ein Zuhause bieten, werden so markant markiert. Damit wird verhindert, dass dieser ökologisch wertvolle Baum gefällt wird oder in dessen Nähe etwa die Brut des Schwarzstorchs laute und damit störende Holzerntearbeiten ausgeführt werden.

Doppelringe – Wald ist nicht grenzenlos

Weiße Doppelringe kennzeichnen Besitzgrenzen, aber auch Bestandes- und Abteilungsgrenzen als Gliederungseinheiten im Wald. Gleichsam die Distrikte und Viertel des Waldes. Damit schafft der Förster oder Waldbesitzer eine räumliche Ordnung im Wald – wie wir es von einem Stadtplan her kennen.

Titelbild: Fragezeichen gibt es nicht: Forstliche Baummarkierungen sind auch für den Laien mit wenig Erläuterungen gut zu verstehen.
Text: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann; Foto: Daniela Tröger

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