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Im Postamt-Museum gesamtdeutsche Postgeschichte hautnah erleben

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Vollblut-„Postler“ Hartmut Trier hat in Gehlberg nicht nur Post-Artefakte gesammelt, sondern ein wertvolles Museum für Postfreunde, Briefmarkensammler und Nostalgiker aufgebaut

Suhl-Gehlberg. Einen Briefkasten betreibt die Deutsche Post heute noch im Suhler Ortsteil Gehlberg. Daneben gab es noch eine Telefonzelle, die aber auch schon Geschichte ist. Noch mehr Geschichte steht dahinter, also hinter dem Briefkasten. Das Gebäude beherbergte bis 1997 das Gehlberger Postamt, nachdem es 1903 nur zu diesem Zweck als „Kaiserliches Postamt III Gehlberg“ erbaut worden war.

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Das nunmehr schmucke Schieferhaus beherbergt heute, so verrät es das große Schild, das „Gehlberger Postamt-Museum“. Zu verdanken ist dies dem Postangestellten a. D. Hartmut Trier. Er ist kein Gehlberger, hat auch nie im Gehlberger Postamt gearbeitet, war aber seit seiner Jugend mit dem Postwesen liiert, studierte dies sogar, hatte leitende Funktionen inne bei der Deutschen Post der DDR, dann bei der Bundespost und führte schließlich sogar die zentrale Qualitätsabteilung der Deutschen Post AG in Bonn. Der heute in Wandersleben (Landkreis Gotha) lebende gebürtige Eisenacher erwarb im Jahre 2004 das völlig leergeräumte Postamts-Gebäude, sanierte es bis 2007 und errichtete darin wieder ein „Postamt“ – als Museum. In jahrelanger Fleißarbeit und mit Akribie sammelte Trier hier alles, was das Thema Post und Postgeschichte vermittelt, vom originalen Mobiliar einer Schalterhalle bis zu wertvollsten, uralten Briefmarken.

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Nur wer sich telefonisch angemeldet hat, dem wird Einlass gewährt. Hartmut Trier hat immerhin eine Anfahrt von wenigstens einer Dreiviertelstunde. Ein Besichtigungstermin muss also koordiniert werden.

Nach einer herzlichen Begrüßung nimmt einen der Postexperte sofort auf die Reise mit zurück in 138 Jahre Postgeschichte Gehlbergs. Man ist erst einmal überwältigt vom Ambiente des guten alten Postamts, so wie man es noch von früher kennt, mit allem Drum und Dran, Fernsprecherzelle, Postschalter, Paketannahme, Lotto-Werbung … Alles wie früher. Man kommt kaum dazu, das alles auf sich wirken zu lassen, denn aus Hartmut Trier sprudelt das Wissen geradezu heraus. Zu jedem Objekt im Hause hat er Geschichte und Geschichten auf der Zunge.

Der gute alte Robotron-Bankcomputer kam noch ohne Datenleitung aus. Die Daten auf Diskette wurden per Kurier transferiert. Man staunt – heute – in Zeiten von Online-Banking und PayPal. Sogar der Fernschreiber – früher unverzichtbar in jedem Postamt zur Übermittlung von Telegrammen – wirkt heute wie ein Relikt aus längst vergessener Zeit.

Wer jetzt glaubt, im Schalterraum und im Zimmer der Ein- und Abgangsbearbeitung mit all den typischen Post-Utensilien und -Gerätschaften schon alles gesehen zu haben, wird im Packraum und im Dienstzimmer des Postamtsleiters eines Besseren belehrt. Hier hat Hartmut Trier auch didaktisch die Postgeschichte aufgearbeitet – auf Schautafeln und in Vitrinen, die sein Sohn geschreinert hat. Auf der Webseite Triers (http://www.ferienwohnung-zur-post.de/postamt-museum.php) kann man dazu lesen:
„In der Packkammer des Postamtes werden auf 14 Schautafeln folgende Themen bearbeitet:

  • Der Erfinder der Briefmarke
  • Die erste deutsche Briefmarke
  • Die berühmteste deutsche Briefmarke
  • Der Gründer der modernen Post
  • Von der Kaiserzeit bis zur Kapitulation 1945
  • Der Neubeginn
  • Die Gründung der Deutschgen Post und der DDR
  • Der zentrale Kurierdienst der DDR
  • Der Postzeitungsvertrieb
  • Der Postkrieg
  • Luft- und Raumfahrtbelege der DDR
  • Das Ende der Deutschen Post und der DDR
  • Das Ende der Staatspost in Deutschland
  • Der etwas andere Blickwinkel – Postkontrolle in Deutschland“

Die Vitrinen und Schautafeln im Postamt-Museum zeigen allerdings keine Kopien oder Fotos der Briefmarken oder Urkunden und Dokumente, sondern Originale, für die der Museumsinhaber durchaus auch sehr tief in die Tasche gegriffen hat – vom zeitlichen Aufwand, diese aufzuspüren, ganz abgesehen. Und so steht man – völlig perplex – vor der ältesten Briefmarke der Welt, der One Penny Black von 1840, oder der ältesten Briefmarke Deutschlands, dem Schwarzen Einser, der am 1. November 1849 zusammen mit zwei weiteren Marken zu 3 Kreuzer und 6 Kreuzer vom Königreich Bayern herausgegeben wurde.

Im Postamt-Museum haben Experten wie Philatelisten die Möglichkeit, gemeinsam mit Hartmut Trier ganz tief in die Briefmarken-Materie einzutauchen. „Auf Wunsch können auch Sammlungen, wie die Marke auf Marke, Irrtümer auf Briefmarken, eine Heimatsammlung von Arnstadt, Einschreibnummernzettel, Automatenmarken und Markenheftchen aus aller Welt und weitere Spezialsammlungen zu Ulbricht und der sowjetischen Besatzungszone besichtigt werden. Das erfolgt jedoch nur auf besonderen Wunsch, da die jeweiligen Sammlungen nicht vor Ort gelagert, sondern dann zur Besichtigung mitgebracht werden“, so Trier.

Fast zwei Stunden vergehen wie im Fluge bei Harmut Trier. Und, obwohl man schon zum Aufbruch drängt, nimmt der Postexperte immer noch dieses und jenes Ausstellungsstück in die Hand: „Das muss ich Ihnen noch zeigen!“ Zu jedem Exponat weiß Hartmut Trier so viel zu erzählen …

Man sollte also viel Zeit mitbringen für den sehr lohnenden Besuch im Gehlberger Postamt-Museum und für das umfangreiche Wissen seines Besitzers.

Gehlberger Postamt-Museum 
Hauptstraße 45
98559 Suhl-Gehlberg

Besichtigung NUR nach Voranmeldung:
Hartmut Trier
Telefon 0171 2244839 oder 036202 90762
E-Mail h.trier@t-online.de
http://www.ferienwohnung-zur-post.de/postamt-museum.php

Titelbild: Museumsinhaber Hartmut Trier erläutert im originalgetreu eingerichteten Schalterraum das Robotron-Bankterminal aus DDR-Zeiten.
Text/Fotos: Thomas Dreger

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