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Die Thüringer Waldzither – „Prophet im eigenen Land?“

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Suhl. Waldzither? „Nein! Es handelt sich nicht um eine Tischzither!“ werden die Freunde des Instruments nie müde, immer und immer wieder zu erklären, wenn sie dem verbreitetsten Missverständnis über das Instrument begegnen. „Cither, Cithara, Zither“ so wurden schlicht bis ins späte 19. Jahrhundert diese mandolinenähnlichen Saiteninstrumente genannt, welche hierzulande lange vor der Gitarre zur Liedbegleitung gespielt wurden. Und in der Thüringer Waldzither hat sich diese Tradition bis in die heutige Zeit fortgesetzt, auch im Namen.

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Irische Folk-Musiker nennen sie wertschätzend die „German Bouzouki“. Dem amerikanischen Banjo hat sie ihre traditionelle Saiten-Stimmung vermacht. Und in Portugal ist ihre „Verwandte“, die portugisische Fado-Gitarre, ein wahres Volksinstrument. Und auch sie selbst kann auf eine jahrhundertelange Tradition als deutsches Volksinstrument blicken. Luther, Bach, Goethe, Mozart – ihnen allen war die „Zither“ höchst geläufig. Quellen dazu finden sich zur Genüge. Und doch ist die „Thüringer Waldzither“ kaum im heutigen Bewusstsein der Menschen präsent. Unter Musikern gilt sie weiter eher als Geheimtipp, obwohl sie der Gitarre durchaus ebenbürtig ist.

Dabei könnten die Thüringer mit diesem Kulturgut wuchern. Wer darf schon für sich in Anspruch nehmen, Namenspate für ein international klassifiziertes Musikinstrument mit einer mehr als 500-jährigen Tradition zu sein.

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Um die Waldzither geht es also, wenn sich, seit 2003 nun schon zum neunten Mal, im Thüringischen Suhl Musiker und Musikinteressierte, Instrumentenbauer und Historiker aus der ganzen Bundesrepublik treffen – zu Workshops, Vorträgen und Konzerten und natürlich zum gemeinsamen Musizieren. Bereits vor Beginn des 9. Cister-Symposiums, welches vom 19.-21. September 2019 stattfindet, haben die Veranstalter resümiert, was sich seit der ersten Auflage im September 2003 getan hat:

Mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Symposium wurde ein regelmäßiges Forum für alle Interessierten geschaffen. Material und Wissen zur Tradition des Instruments konnte zusammengetragen und gesichert werden. Ein Verein kümmert sich seit 5 Jahren als Anlaufstelle und Koordinator für die verschiedensten Aktivitäten nebst Website und Präsenz bei Facebook & Co.. Musikschulen bieten inzwischen wieder Unterricht auf der Waldzither an. Schulen und Kindergärten setzen die Waldzither zur musischen Bildung ein. „Das könnte gerne noch mehr werden!“ hört man vom Verein. „Wir können heute sagen, dass es wohl bis zu tausend Waldzitherspieler im deutschsprachigen Raum geben dürfte. Ein kleiner Teil davon, aber der aktivste, ist in unserem Verein organisiert. Viele davon kommen zum Symposium. Und unsere Teilnehmerzahlen steigen stetig.“ Ein zeitgemäßes, neues Lehrbuch wurde aufgelegt, Ausstellungen wurden gestaltet. Es haben sich über das Symposium professionelle Musiker zusammengefunden, die mit ihren Bands neue Musik auf der Waldzither in die Welt tragen. Es gibt inzwischen einen regelmäßigen Musikantenstammtisch, für Neugierige einen Pool an Leih-Instrumenten und, und, und… Die Bilanz kann sich sehen lassen! „Aber wenn – wie jüngst – vom Freistaat Thüringen eine Broschüre über das „Musikland Thüringen“ gedruckt wird und darin die Thüringer Waldzither keinerlei Erwähnung findet, dann zeigt uns das nur, welch gehörige Strecke Weges wir noch vor uns haben.“, so die Organisatoren des Symposiums.

Nun sind alle Interessierten herzlich eingeladen – zu den Stammtischen, auf die Website, zum Symposium. Das 9. Cister-Symposium in Suhl (Cister ist der internationale Sammelbegriff für die Instrumentenfamilie) beginnt am Donnerstag dem 19.9.2019 abends mit einem gemütlichen Musikantenstammtisch in der Gaststätte „Waffenschmied“. Das eigentliche Symposium wird dann am Freitag im „Michel Hotel Suhl“ eröffnet. Der Samstag steht im Zeichen von verschiedenen Workshops. Der bekannte Instrumentenbauer Tobias Kaul wird währenddessen Kleinreparaturen an den Instrumenten vornehmen.

Am Samstagabend dem 21.9.2019 findet dann das traditionelle Teilnehmerkonzert „CISTER ACT“ im Saal der Tanzgalerie Suhl statt. Diese Veranstaltung dürfte für alle Freunde guter handgemachter Musik ein absoluter Höhepunkt werden: Die Teilnehmer des Symposiums werden sich mit unterschiedlichsten Beiträgen vorstellen. Hier wird die ganze Bandbreite der Musik mit der Waldzither gezeigt. Höhe- und Schlusspunkt wird ein Auftritt des Acoustic-Duos Janna, das sind Sängerin und Pianistin Hanna Rosenbrück-Flock sowie Joachim Rosenbrück, Gitarrist und Pionier bei der Wiedergeburt der Waldzither.

Einlass ist ab 17.30 Uhr, Beginn 19.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Titelbild: Gruppenfoto vom Symposium 2015.
Text: Dr. Horst Schäfer

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