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Ein Tipp nicht nur für Technikfreunde

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Technisches Museum Gesenkschmiede Zella-Mehlis steht immer noch unter „Dampf“ und macht alte Maschinen zum Erlebnis

von Thomas Dreger

Zella-Mehlis. Ein sehr empfehlenswertes Kleinod, das nicht nur Technikaffinen ein besonderes Erlebnis verspricht, ist das Technische Museum Gesenkschmiede in Zella-Mehlis. Es liegt ein Stück nördlich des Stadtteils Zella im Tal des Lubenbachs, nur wenige Schritte vom Hotel Waldmühle entfernt. Die vormalige Sägemühle diente von 1918 bis 1985 als Gesenkschmiede und steht seit 1988 unter Denkmalschutz. Heute ist sie ein Museum.

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Bilder-Galerie:

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Keine Scheu vor der Bimmel an der Museumstür! Einlass erhält man durch Museumsleiter Lothar Schreier persönlich oder einem seiner freundlichen Kollegen bzw. seiner Kollegin. Kaum drin, taucht man schon ein in jahrhundertealtes Metallhandwerk. Der Geruch von Eisen und Öl nimmt einen sofort mit, auch Lothar Schreier. Der Herr über das Hammerwerk führt einen zunächst in eine große Werkstatt mit einigen Dreh-, Fräs-, Bohr- und Hobelmaschinen, Werkbänken mit riesigen Schraubstöcken sowie allerlei Handwerkzeugen. Hier wurden die Gesenke, die Formen für die Schmiedehämmer gefertigt. Diese bestanden aus zwei Eisenblöcken, in die die Form des Werkstücks als Negativ eingeabeitet wurde.


Werktisch der Waagerechtstoßmaschine.

Mit Getöse lässt der Museumsleiter eine Waagerechtstoßmaschine (Shaping) anlaufen, die Späne von einem Eisenblock abträgt. Der Geruch des dabei heiß werdenden Eisens weckt sofort Erinnerungen an die eigene Schulzeit, als man im Rahmen des PA-Unterrichts jeden zweiten Donnerstag in irgend einem VEB der Region an der Drehbank oder der Ständerbohrmaschine stehen musste, um als kostenlose Arbeitskraft dem aufstrebenden Sozialismus zu dienen.


Museumsleiter Lothar Schreier setzt den Riemenfallhammer in Bewegung.

Der nächste Raum ist eine Halle, unbeheizt und weniger gut beleuchtet. Nach dem Umrunden verschiedener seltsamer Geräte zum Entgraten und Schleifen steht man vor der großen Schmiedeesse. Davor – natürlich – ein Amboss. Hier werden durch einen Schmiedemeister der Region regelmäßig und auf Gruppenwunsch hin Messer und andere Gegenstände ganz klassisch von Hand geschmiedet. Daneben: ein Riemenfallhammer. Der wird einige Male von Lothar Schreier zum Rumsen gebracht – ein ohrenbetäubender Lärm.


Werkzeug des Schwarzschmieds: Hammer und Amboss.

Schräg gegenüber wird es noch lauter: Der Museumsleiter betätigt den „Lasco 6“ aus Coburg. Das ist ein Brettfallhammer, der ein „Bärgewicht“ von 300 Kilogramm (6 Zentner) aus 1,6 Metern Höhe auf das Werkstück fallen lässt. Mit Baujahr 1925 ist er der jüngste der insgesamt sechs Brettfallhämmer im Objekt. Er macht so einen Krach, dass man geneigt ist, auf die Vorführung eines der vier Hämmer im nächsten Raum gerne zu verzichten. Hier steht der größte „Lasco“ des Hauses mit 14 Zentnern „Bärgewicht“.


Der größte Brettfallhammer in der Gesenkschmiede: „Lasco 14“ von 1923.

Als erster in der Gesenkschmiede wurde ein Brettfallhammer aus den USA von 1900 aufgestellt, der immerhin noch 5 Zentner aufweist. Von 1867 und ebenfalls aus den USA (New York) stammt der älteste Brettfallhammer Deutschlands überhaupt, der sich in einem weiteren Raum versteckt.


Wasserturbine.

Angetrieben wurden alle Hämmer und Maschinen ursprünglich über ein vom Lubenbachwasser gespeistes oberschlächtiges Wasserrad und Transmission. Es folgte eine Wasserturbine, die heute noch funktioniert. Reichte das Wasser nicht aus, konnte ein Dieselaggregat hinzugenommen werden, das ebenso noch betriebsbereit ist. Heute übernehmen Elektromotoren bei Wassermangel und für kleinere Vorführungen den Antrieb. Ihnen hilft noch das jetzige Wasserrad außen am Haus, das aber nicht mehr das Originale ist.


Gesenke.

Nach anderthalb Stunden im Objekt hat man viel, aber noch wenig gesehen. Es gibt zu viel zu bestaunen: jede Menge Geräte, Maschinen, Zangen, Gesenke etc. etc. Tolle Fotomotive bieten sich hundertfach an. Tafeln und Vitrinen informieren zu Details.

Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle!

Museen der Stadt Zella-Mehlis
Technisches Museum Gesenkschmiede
Lubenbachstraße 4

98544 Zella-Mehlis
Telefon: 03682 43345

Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag (Mittwoch Ruhetag):
10:00 Uhr bis 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)
Samstag, Sonntag und Feiertage:
10:00 Uhr bis 16:00 Uhr (letzter Einlass 15:30 Uhr)
An vier Tagen bleiben die Museen geschlossen:
Neujahr, Christi Himmelfahrt, Heilig Abend und Silvester.

http://www.museum.zella-mehlis.de

Text/Fotos: Thomas Dreger

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