25 SOMMER 2023 Landgemeinde Stadt Schwarzatal (sei). Sie ist eine touristische Attraktion allererster Güte und bis heute die einzige Standseilbahn Thüringens: Die im wildromantischen Schwarzatal beheimatete Thüringer Bergbahn (bis 2020 Oberweißbacher Bergbahn) feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Als am 15. März 1923 die damalige Oberweißbacher Bergbahn AG offiziell ihren Betrieb aufnahm, geschah dies nicht, um wie heute Touristen von der Talstation Obstfelderschmiede auf einer Strecke von 1387,8 Meter über 323 Meter zur Bergstation in Lichtenhain und per elektrischen Triebwagen bis ins 2,635 Kilometer entfernte Cursdorf zu fahren. Es ging um den Materialtransport, der den damaligen Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt und die Gemeinden der Oberweißbacher Höhe zum Bau dieser Kombination aus Standseilbahn und Flachstrecke bewogen. Damals hätte sich niemand ausmalen können, dass die Bergbahn zum touristischen Zugpferd der Region wird und jährlich zwischen 160.000 und 175.000 Fahrgäste befördert. Heute ist die Thüringer Bergbahn Teil des öffentlichen Personennahverkehrs und Tochter der Deutschen Bahn AG. Am 17. und 18. Juni 2023 findet das große Jubiläumsfest „100 Jahre Bergbahn im Schwarzatal“ an der Bergstation in Lichtenhain statt. Der Samstag steht ganz im Zeichen des Heimatlandkreises Saalfeld-Rudolstadt, am Sonntag lockt das Fröbelwaldfest zum Besuch. An beiden Tagen findet auch ein Regionalmarkt statt. Über das (Jubiläums-)Jahr verteilt, sorgen zahlreiche weitere Events, wie der Tag der Sommerfrische am 20. August und der besondere Weihnachtsmarkt an der Bergstation in Lichtenhain am 3. Advent, für jede Menge Kurzweil an der Bergbahn. Seit der Gründung des RegioNetzes Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn 2002 ist an und um die Bergbahn viel Attraktives entstanden. Schon die Anreise in den als „Fürstenkutschen“ gestalteten Triebwagen der Schwarzatalbahn von Rottenbach bis Katzhütte stimmt auf ein tolles Bahnerlebnis ein. Seit 2007 begrüßt ein zum„Speisewagen“ mit Terrasse umgebauter Personenwagen an der Bergstation seine Gäste und seit 2008 lädt der Cabrio-Wagen der Standseilbahn von Mai bis Oktober zum besonderen Naturerlebnis ein. Mit dem Fröbelwald ist 2014 zusammen mit der Stadt Oberweißbach und dem ThüringenForst ein Naturerlebnispfad „Fröbelwald“ entstanden. Jüngstes Mitglied des Fuhrparks ist seit 2016 der Olitätenwagen auf der Flachstrecke zwischen Lichtenhain und Cursdorf. Und seit 2017 gibt es das Erlebnismuseum „Maschinarium“. www.thueringerbergbahn.com Fotos: Paul Hentschel; Archiv Bergbahn Neuhaus, OT Lichte (sei). Die Bahnstrecke von Probstzella nach Bock-Wallendorf, später Lichte/ Ost, wurde Ende 1898 fertiggestellt, der Lückenschluss von BockWallendorf bis Lauscha mit dem Anschluss von Neuhaus/Rwg. 1911 bis 1913 vollzogen. Damit war der durchgehende Verkehr von Probstzella über Lauscha und Sonneberg nach Coburg möglich geworden. Eröffnet wurde die Strecke 1913, also vor 110 Jahren. Das größte Bauwerk auf dieser Strecke war das Viadukt über die Piesau mit einer Länge von 258 Meter und einer S-förmigen Linienführung. Diese ist von der „Unteren Bockebene“ oberhalb des Viaduktes Richtung Schmiedefeld gut zu erkennen. Sowohl die elf Pfeiler als auch die zehn Gewölbebögen mit einer Spannweite von 20 bis 22 Meter wurden aus Stampfbeton hergestellt. Die Höhe über dem Talgrund liegt bei ca. 30 Meter. Zur Eröffnung nannte der damalige Meiningische Staatsminister Schaller das Viadukt „eines der sieben Weltwunder“. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand das Viadukt auf der Liste der zu zerstörenden Transportwege. Das Bauwerk war bereits zur Sprengung vorbereitet, doch der Einsatz von zwei Bürgern aus dem Ort verhinderte die Zerstörung. Die Zündeinrichtungen wurden von ihnen unter Lebensgefahr aus den Sprengsätzen entfernt. Weitere Bürger halfen mit, indem sie die Wachmannschaften ablenkten. Anfang der 1970er Jahre wurde mit der mehrjährigen Sanierung des Brückenbauwerkes begonnen. 1997 erfolgte die Stilllegung der Bahnstrecke von Probstzella bis Ernstthal. Seit 2008 wird diese durch den Förderverein Max- & Moritz-Bahn e.V. instandgehalten und genutzt. Der Verein mit Sitz in Lichte hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese wunderschöne Strecke wieder in Betrieb zu nehmen – um neben dem (die Straßen entlastenden) Güterverkehr auf der Schiene auch eine touristische Attraktion zu schaffen. Schon heute können Eisenbahnfans und Naturliebhaber die landschaftlich reizvolle Strecke vom Bahnhof Gräfenthal nach Ernstthal mit einer motorbetriebenen Schlepp-Draisine erleben. Unterwegs geht es über Viadukte und durch Tunnel. Die Gäste erfahren vom „Zugbegleiter“ vieles über die Geschichte und einstige Bedeutung der Strecke für die Region. Pro Fahrt können 60 Personen befördert werden. Näheres dazu unter: https://foerderverein-max-undmoritzbahn.jimdofree.com/ Fotos: Förderverein Max- & MoritzBahn e.V.; Nicola Höhn 100 Jahre und kein bisschen müde Lichte hat„eines der sieben Weltwunder“
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